Gründe für die Erhaltung

Hochstammbäume sind ein wichtiges Landschaftselement und zugleich ein spezieller Lebensraum für verschiedene Vogel- und Kleintierarten wie Gartenrotschwanz oder Mauswiesel.
Schnitttechnik (Pflege) und Sortenwahl bewirken, dass die Bäume wesentlich länger leben als in Intensivobstkulturen.

Eigentlich gibt es ganz viele Gründe, welche für die Erhaltung unser Hochstamm-Obstbäume und –gärten sprechen. Ein paar davon haben wir dir in den nachfolgenden Rubriken kurz zusammengefasst:

Landschaftsbild und Erholungsraum

Hochstamm-Obstbäume sind Teil unseres traditionellen Landschaftsbildes.

Was wäre unsere Landschaft ohne die blühenden, fruchtenden oder herbstlich verfärbten Hochstammbäume? Ein Spaziergang in den Hochstamm-Gebieten von Waldenburg wie Richtacker, Chapf, Wil oder Blüemlisalp ist Balsam für unsere Augen und unsere Seele.

Zudem sind Hochstammobstgärten ein Kulturgut, welches unsere Vorfahren entwickelt und über Jahrhunderte gepflegt haben.

Arbeit, Einkommen

Pflege, Pflanzung und Schnitt verursachen Arbeit und sind damit immer auch eine Möglichkeit Einkommen zu erzeugen. Der Absatz der Produkte vom Hof nimmt heute immer mehr zu. Auch spezielle Labels wie das Hochstamm-Label oder die Knospe garantieren dem Käufer eine einwandfreie, naturnahe Herstellung der Obst-Produkte. Innovative, neue Produkte aus Hochstamm-Obst ermöglichen den Landwirten weitere Möglichkeiten zur Einkommensverbesserung.

Naturschutz und Artenvielfalt (Biodiversität)

Der Lebensraum „Obstgarten“ nimmt eine Zwischenstellung zwischen Wald und offenem Kulturland ein. Er wird als halboffener Lebensraum bezeichnet.

Rund 40 Vogelarten finden im Hochstamm-Obstgarten ein zu Hause. Davon sind 15 Arten stark in ihn gebunden, das heisst sie würden ohne diesen Lebensraum verschwinden oder ganz aussterben. Nachfolgend stellen wir dir ein paar (seltene) Gäste und Bewohner unserer Obstgärten vor:

Wendehals

Bild: Wendehals, Vogelwarte Sempach

Der meist unbekannte und unscheinbare „Wendehals“ gehört zu den Spechten und lebt in Baumhöhlen vorzugsweise in Obstbäumen von Hochstamm-Obstgärten.

Er zimmert seine Höhle nicht selbst und lebt fast ausschliesslich von Ameisenpuppen. Werden Höhlenbäume entfernt, die Wiesen oder Weiden intensiver landwirtschaftlich bewirtschaftet (Dünger, Schnittregime), so verschwindet dieser seltene Vogel.

Wendehals, Vogelwarte Sempach

Wiedhopf

Bild: Wiedehopf, Vogelwarte Sempach

Der Wiedehopf gilt als Wahrzeichen für Hochstamm-Obstgärten und kam früher häufig vor. Er befindet sich auf der „Roten Liste“, das heisst er ist vom Aussterben bedroht.

Er ist auf Baumhöhlen in alten Hochstamm-Obstbäumen angewiesen und lebt von Grossinsekten (Heuschrecken, Grillen, Käfern etc). Leider ist er in der Nordwestschweiz als Brutvogel ausgestorben, aber erfreulicherweise in den letzten Jahren bei uns wieder vermehrt auf dem Durchzug aufgetaucht.

Steinkauz

Bild: Steinkauz, Vogelwarte Sempach
Der Steinkauz ist als Bewohner der Hochstamm-Obstgärten bei uns leider ausgestorben. Die nächsten Steinkauz-Populationen befinden sich ennet der Grenze im Elsass und Baden Würtemberg.
Wendehals, Vogelwarte Sempach

Gartenrotschwanz

Bild: Gartenrotschwanz , Vogelwarte Sempach

Der Gartenrotschwanz (nicht zu verwechseln mit dem Hausrotschwanz, welcher im Siedlungsgebiet vorkommt!) ist das „Aushängeschild“ (Flaggschiff-Art) unseres Hochstammprojektes. Er kommt Dank unseren Bemühungen, die Hochstamm-Obstbäume in Waldenburg zu erhalten, erfreulicherweise im Gebiet noch vor.

Sein Bestand ist mit 3 - 4 Brutpaaren in den Waldenburger Hochstamm-Obstgärten jedoch immer noch gefährdet.

Hermelin und Mauswiesel

Bild: Hermelin im Sommerkleid, St. Gerth (ProNatura) Bild: Mauswiesel, B. Herzog (ProNatura)
Das Hermelin ist das Tier des Jahres 2018! Zusammen mit dem Mauswiesel, dem Fuchs und den Greifvögeln ist das Hermelin ein effizienter Mäusejäger. In den intakten Hochstamm-Lebensräumen kann es die Mäusepopulationen in Schach halten, damit die Wurzeln der Jungbäume nicht abgefressen werden. Hermelin und Mauswiesel sind auf Kleinstrukturen (Ast- und Steinhaufen, Holzlager etc.) als Unterschlupf und Deckung angewiesen.
Wendehals, Vogelwarte Sempach

Schachbrettfalter und Widderchen

Bild: Schachbrett, Paul Imbeck Bild: Widderchen, Paul Imbeck
Der Schachbrettfalter und das Widderchen sind typische Insekten der blumenreichen Wiesen und Weideflächen in den Hochstamm-Gebieten. Diese werden überwiegend extensiv bewirtschaftet, d.h. meist ohne Dünger und nur ein- bis zweimal pro Jahr gemäht. Die Landwirte erhalten für den Verzicht auf die Intensivierung, Beiträge aus dem ökologischen Ausgleichfonds von Bund und Kanton.

Spitzorchis

Bild: Spitzorchis, Beat Feigenwinter
Diese Orchidee beeindruckt durch ihre purpurrote Strahlkraft! Sie kommt nur in artenreichen, ungedüngten Wiesen vor. Sie ist deshalb ein Zeiger grosser Artenvielfalt (Biodiversität). In unserem Projektgebiet kannst du sie erfreulicherweise an verschiedenen Orten noch entdecken!

Blaue Holzbiene

Bild: Gartenrotschwanz , Vogelwarte Sempach
Die blaue Holzbiene ist die grösste unserer Wildbienen in der Schweiz. Sie ist nicht staatenbildend (wie die Honigbiene) sondern lebt einzeln in älteren Hochstamm-Obstgärten mit vielen Kleinstrukturen (Asthaufen, Holzbeigen).

Sortenvielfalt & Genreservoir

Sortenvielfalt erlaubt Anpassung an das lokale Klima Genetische Vielfalt ist für die Anpassung unserer Kulturpflanzen an veränderte Standortbedingungen (Klimawandel) unverzichtbar. 

Alte Sorten können bei Neuzüchtungen spezielle Eigenschaften liefern. Heute rechnet man für eine Neuzüchtung 12-20 Jahre Arbeit und etwa 10‘000 Kreuzungsversuche bis zur Marktreife. 

Fachleute der FAO (Food and Agriculture Organization) bestätigen, dass sich Hochstamm-Obstbäume am besten für die langfristige Sortenerhaltung eignen, da sie sehr langlebig sind und in der Regel ein Alter von 60-100 Jahre erreichen können. Zudem benötigen sie eine geringe Pflege. Alle anderen Erhaltungsarten wie z.B. Gen-/Samenbanken sind um ein Vielfaches teurer.

Der komplizierte Stammbaum der Sorte Topaz

Gesundheit

Senkung des Krebsrisikos?

  • enthält viele Vitamine (C, A, B)

  • hat einen hohen Mineralstoffgehalt (z.B. Kalium)

  • Enthält leicht verdaulichen Fruchtzucker

  • Wirkt verdauungsanregend (Zellstoffe)

Tierschutz

Rinder und Kühe benötigen im Sommer Schatten, damit sie vor der Hitze und den aufsässigen Fliegen flüchten können. Hochstamm-Obstbäume in Weiden sind deshalb eine gute und kostengünstige Alternative zu (meist) landschaftsstörenden Bauten und Unterständen!

Rinder auf der Weide

Umweltschutz

Saisongerechtes Einkaufen ist gleichzeitig Umweltschutz, da Früchte und Gemüse z.Teil von weit entfernten Ländern hertransportiert werden müssen. Schweizer Obst ist zum überwiegenden Teil lagerbar.

Am Beispiel der Erdbeere lässt sich die Energieverschwendung für Transport und Produktion eindrücklich aufzeigen: 1 kg Erdbeeren aus Israel (im März eingekauft) braucht rund 4,9 Liter Erdöl für Produktion und Transport - saisongerecht im Juni als Schweizer Erdbeere eingekauft nur 0,2 Liter. Das ist rund 25 Mal weniger Energie!

Website WWF, Regioprodukte

Kontakt

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Adresse

Projekt Hochstamm Waldenburg

Beat Feigenwinter

Talweg 1

4437 Waldenburg

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